In dieser Woche habe ich erstmals beim Haustürwahlkampf mit gemacht. Das bedeutet, dass die ehrenamtlichen Wahlkämpfer*innen in 2er Teams in zuvor ausgewählten Straßenzügen klingeln, sich vorstellen und an die bevorstehende Wahl erinnern. Ob man bereits entschieden sei, wen man wählen will und ob es Fragen an uns gibt. Fast jede*r hat zunächst Hemmungen bei „wildfremden“ Menschen zu klingeln und - auch wenn man selbstverständlich im Hausflur stehen bleibt und nicht die Wohnung betritt - in die Intimsphäre anderer Menschen „eindringt“. Das ist zuvor häufig ein Gefühl bei den Wahlkämpfer*innen. Natürlich auch bei mir. Haustürwahlkampf gilt allerdings als äußerst effizientes Mittel um Stimmen für die Wahl zu gewinnen.
Auch wenn man nicht die Wohnungen betritt, man kommt den Menschen doch deutlich näher als man dies beim Straßenwahlkampf an einer U-Bahn-Station oder anderswo tut. Viele öffnen einem in den Wohlfühklamotten und manchmal gibt auch der Eingangsbereich das ein oder andere über jemanden Preis: Die Bücher im Regal oder auch die Knorr-Mischung in der Hand, den man beim Kochen erwischt hat. Auch wenn einige mit der Partei, die da direkt vor ihnen steht, überhaupt nichts anfangen können und das auch einem gleich direkt auf die Nase binden, so bleiben die allermeisten sehr freundlich, wünschen sogar „viel Erfolg“.
Was auf jeden Fall ein Pluspunkt ist, ist die Begegnung mit „der Politik“, die plötzlich in Gestalt zweier Menschen vor der eigenen Haustür steht. Denn nur Begegnung schafft Nähe und damit auch Vertrauen. Parteien bestehen aus zahlreichen Individuen und das wird ganz plötzlich sichtbar und begreiflich.
Ich habe aus diesen zwei Stunden Haustürwahlkampf auch für mich persönlich ganz viel mitgenommen. Beispielsweise worin es sich ausdrücken kann, optimistisch durch die Welt zu gehen und der Zukunft positiv entgegen zu sehen (ja, trotz vieler düsterer Ereignisse momentan). Wenn Menschen auf der anderen Seite der Tür in der sichersten Großstadt Deutschlands drei verschiedene Schlösser jeweils zweimal entriegeln müssen, um die Tür zu öffnen. Und dann vielleicht immer noch durch eine Schlosskette mit einem sprechen. Dass ich mich als wirkmächtig empfinde, während andere sich aktiv dazu entschieden haben, nicht wählen zu gehen. Ich bin dankbar für diese kurzen Momentaufnahmen und ich glaube, uns würde es als Gesellschaft sehr gut tun, wenn wir uns häufiger begegnen würden.
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