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Anerkennung

Letzte Woche erhielt ich aus heiterem Himmel eine total liebe Nachricht von jemandem aus meiner Abi-Klasse: Er fände es so super, wie ich mich engagiere. Als ich mich öffentlich bei ihm dafür bedankte, zogen viele ehemalige Kolleg*innen und Weggefährten aus verschiedenen Kontexten nach. Und auch neulich beim ersten 30. Geburtstag im Freundeskreis wurde ich von vielen ehemaligen Schulkamerad*innen auf mein politisches Engagement angesprochen und erfuhr sehr viel Anerkennung und Zuspruch. Man spürt bei vielen die Sorge in diesen Zeiten. Damit ist vielleicht auch (plötzlich) der Blick für den Einsatz gegen diese Tendenzen in unserer Gesellschaft frei.

 

Politisches Engagement erfordert viel Zeiteinsatz und gibt auch manchmal den Takt im eigenen Leben vor. Da tut es wirklich gut, so gesehen zu werden und so viel Zuspruch zu ernten. Ein herzliches Dankeschön dafür!

 

Was für mich manchmal in diesen Äußerungen oder Gesprächen mitschwingt, ist, dass ich in diesem Augenblick für viele etwas Besonderes bin. Besonders im Sinne von „Du befindest Dich in einer für mich unerreichbaren Sphäre“. Aber das stimmt nicht. Es gibt so wahnsinnig viele Menschen, die sich tagtäglich einsetzen. Auch in Vereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr, bei der Tafel und noch vieles weitere mehr. Es ist unglaublich, was in unserer Gesellschaft von Ehrenamtlichen geleistet wird.

 

Und auch Du bist vielleicht eine*r von ihnen. Und wenn nicht, dann kannst Du das jederzeit werden. Denn die Türen stehen jeder und jedem offen. Ja, Du wirst sogar händeringend gesucht und gebraucht! Ich steckte früher auch in dieser Denke fest „wow, was die geschafft hat!“. Heute weiß ich, dass das Schaffen vor allem der Entschluss war, einfach mal vorbeizuschauen und sich den Laden mal anzugucken. Wenn Du der Meinung bist, unsere Demokratie braucht mehr so Leute wie Dich und mich, dann guck doch auch einfach mal bei einer Organisation vorbei, die sich für etwas einsetzt, das Dir am Herzen liegt. Ehrenamtliches Engagement kann auch sehr viel punktueller stattfinden und muss dann auch nicht gleich das ganze Leben bestimmen.

 

Ich kann Dir dafür nur mit auf den Weg geben, dass es für mich eine unglaubliche Bereicherung ist, mich so einbringen zu dürfen. Da ist zum Einen ein Gefühl von Freiheit, denn dort entstehen Räume, die Du nach Deinen Vorstellungen ganz massiv mit gestalten kannst; dort wird dann plötzlich sichtbar, spürbar und erlebbar, was alles auch ganz anders in unserer Gesellschaft laufen könnte. Und das bringt für mich noch etwas anderes mit: Ich habe das Gefühl, wirklich zu leben. Gerade jetzt, wenn wir unsere Demokratie vor so etwas wie der AfD verteidigen müssen, habe ich häufig den Gedanken „ob ich jetzt noch ein Jahr länger für mein Studium brauche oder nicht, ist in Anbetracht dessen, um was es hier geht, ziemlich egal“.


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