Ich schreibe in meinem Fernstudium zur Zeit eine Hausarbeit zum Thema Mindestlohn. Bereits in den 90er Jahren gab es erste Diskussionen dazu in Deutschland. Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) war damals die erste Gewerkschaft, die die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns forderte. Am 1. Januar 2015 wurde er dann tatsächlich eingeführt. Ich musste ziemlich schmunzeln, weil ich häufig gefragt werde, wie lange es denn im Politikbetrieb so dauert, bis da mal was voran geht. In diesem Fall offenbar sehr lange, fast zwei Jahrzehnte! Ja, in der Tat, in der Politik braucht es einen langen Atem.
Aber es lohnt sich genauer hinzusehen:
1. Ist ein wichtiger Grund, warum es so lange gedauert hat, der Streit zu dem Thema, den es innerhalb der Gewerkschaften gab! Gegenüber der Politik hatten sie nicht mit einer Stimme gesprochen, ja sich sogar widersprochen. Solange der Politik ein „ungeklärter Spinat“ präsentiert wird, ist mit keinen Maßnahmen zu rechnen. Die Einigung auf einen bestimmten Standpunkt sollte also keinesfalls unterschätzt werden. In unserer Community könnten das Fragen sein, wie: Wie definieren wir eigentlich Social Entrepreneurship? Und braucht es dafür eine eigene Rechtsform? Die Widersprüche innerhalb der eigenen Blase sollten als Hemmnis der Politik gegenüber niemals unterschätzt werden. Es lohnt sich, einen einigenden Prozess einzuleiten, der es einem dann erlaubt mit einer Stimme zu sprechen. Könnt Ihr in Eurem Netzwerk bereits mit einer Stimme sprechen?
2. Es muss fairerweise gesagt werden, dass bereits im Jahr 2009 als „second-best-Lösung“ branchenspezifische Mindestlöhne eingeführt wurden, also eine Art Vorstufe zum flächendeckend gesetzlichen Mindestlohn. Natürlich war das nicht das, was die (nun geeinten) Gewerkschaften wollten. Aber es war ein großer Schritt in die beabsichtigte Richtung. Eine rote Linie, hinter die man dann nicht mehr zurückweichen konnte. Habt Ihr für Eure Organisation schon solche Zwischenschritte auf dem Weg zum ganz großen Ziel definiert und ausgearbeitet?
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