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Perfektionismus

In meiner Ausbildung hatte ich einen Barista-Lehrmeister. "Kaffee kochen kann ja jeder", mag man denken. Aber um die perfekte Crema, eine gute Konsistenz der Milch hinzubekommen und dann auch noch ein bisschen Latte-Art hinzuzaubern - das ist mit viel Übung verbunden und eine Kunst für sich.

 

Wir waren am Anfang natürlich alle etwas gefrustet, dass es uns nicht so gut gelingt. Und die Übungskaffees schmeckten auch noch wirklich scheußlich! Wir kamen in der Pause auch auf das Thema "ein eigenes Café" zu sprechen. Denn natürlich träumen fast alle Jung-Gastronom*innen (und nicht nur die) vom eigenen Café!

 

Ich muss nicht erwähnen, dass für den erfahrenen Barista ein guter Kaffee das Herzstück eines solchen Traums ist. Der Profi gab uns einige Tipps, was es für ein profitables Geschäft braucht. In diesem Gespräch fiel ein Satz, den ich wohl nie vergessen werde: "Ihr müsst nicht den besten Kaffee der ganzen Welt bei Euch kreieren. Aber den besten Kaffee in Eurer Straße! Die Menschen, die Ihr in diesem Umkreis erreichen könnt, das sind Eure Kunden. Die müsst Ihr zu Euch lotsen. Die anderen sind eh zu weit weg, die kommen eh nicht zu Euch. Aber im Vergleich zur Konkurrenz in der gleichen Straße, von der müsst Ihr Euch abheben und besser sein."

 

Das ist ziemlich logisch und einleuchtend. Und ich denke gerne an diesen Satz zurück, wenn mich mal wieder das perfektionistische Gedanken-Karussell zu weiteren Höchstleistungen jagen will. Für den Moment ist es in der Regel sehr viel wichtiger, sich endlich wieder an die Kaffeemaschine zu stellen und mit dem Üben weiterzumachen. Rausgehen, anfangen, sich ausprobieren, Stück für Stück "besser" werden. Lassen wir uns nicht in die Extreme verführen, das führt zu Frust und Demotivation. Ich habe viel Respekt vor Leuten, die einen langen Atem beweisen und sich in ihrer Entwicklung zeigen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass das über die länge der Zeit auch viel eher zum (selbst definierten!) Erfolg führt.

 

Auch daraus ist mein persönliches Lebensmotto entstanden: Mach Dich auf den Weg und Du wirst belohnt!

 

Habt ein tolles Jahr 2019.


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