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In 4 Schritten zum Positionspapier

Wer hier ab und an mal mitliest, dürfte bereits wissen, dass das Positionspapier das Herzstück der politischen Interessenvertretung bildet. In diesem Beitrag erfährst Du, welche Schritte notwendig sind, damit auch Du bald ein solches Papier formulieren und veröffentlichen kannst.

Schritt 1: Thema identifizieren

Wir beginnen immer am Anfang. Ich erlebe regelmäßig, dass dieser erste Schritt gerne mal übersprungen wird. Er wird als lästig empfunden. Wir wissen doch, woran wir arbeiten. Liegt doch alles auf der Hand. Ja, es fällt schwer aus dem Alltag heraus nochmal einen Schritt zurückzutreten und die eigene Arbeit in einen vielleicht ganz neuen Kontext einzusortieren. Dabei geht es um strategische Früherkennung, also zukünftig relevante Themen zu identifizieren und sich entsprechend darauf vorzubereiten. Oder so selbst Agenda-Setting zu betreiben. Denn bevor Themen wirklich relevant werden, ist unser Handlungsspielraum besonders groß und der Arbeitsaufwand vergleichsweise gering.

 

Hierfür müssen wir Themen herausfiltern, die in starkem Bezug zur eigenen Organisation stehen. Zu diesen Themen müssen Informationen aus verschiedenen Quellen (z. B. Koalitionsverträge, Parteiprogramme, mitgliedsinterne Informationskanäle, Veranstaltungsbesuche, inoffizielle Informationen aus dem persönlichen Netzwerk, ...) gesammelt werden. Ein ganz klassischer Monitoring-Prozess, zu dem natürlich auch die Berichterstattung innerhalb der eigenen Organisation zählt. Damit sammeln wir Fakten und Informationen, bspw. über formelle Prozesse und mögliche Zeitfenster, die wir für die Entwicklung von Handlungsstrategien benötigen.

Schritt 2: Hintergrundrecherche

Sobald das Thema fest steht, erstellen wir eine Stakeholderanalyse, eine Art Inventur aller relevanten Akteure, die mit dem Thema in Beziehung stehen und die Interessen des Projekts befördern oder stören können. Stakeholder können Unternehmen, NGOs, Verbände, Parteien oder die Medien sein. An dieser Stelle sollten wir sogleich festhalten, ob wir bereits Kontakt zu den relevanten Akteuren haben oder wer aus unserem Netzwerk uns einen Zugang zu ihnen verschaffen kann. Danach geht es an die Aufbereitung der Standpunkte der verschiedenen Stakeholder.

Schritt 3: Strategie entwickeln

Erst jetzt machen wir uns Gedanken über die eigene politische Positionierung, entwickeln das Kontaktprogramm und verschiedene Szenarien, bemühen uns um Bündnisse und strategische Partnerschaften. Bei der eigenen Positionierung geht es übrigens nicht nur um Forderungen, die wir als Organisation oder Unternehmen aufstellen. Sondern wir können damit auch bereits existierende Positionen verstärken, Argumente liefern oder Gesprächsanlässe generieren. Wir können also auch selbst zu einem strategischen Partner für eine andere Organisation werden. Auch das sollte keine Bauchentscheidung sein.

Schritt 4: An die Umsetzung!

Diese Vorarbeit erlaubt es uns nun, die entwickelte Strategien umzusetzen: Das kann eine Kampagne sein, Veranstaltungen, eine Podiumsdiskussion, ein Beitrag im nächsten Newsletter oder auf unserem Blog. Eventuell führen wir persönliche Gespräche mit Politiker*innen oder betreiben die ganz klassische (Social) Medienarbeit. Hier muss uns klar sein, dass uns eine enorme Palette an Instrumenten zur Verfügung steht, die wir je nach Thema und Adressat gezielt und wohl überlegt einsetzen sollten. Es geht nicht darum, jedes Instrument einmal angewendet zu haben, sondern das wirkungsvolle Instrument zur richtigen Zeit.

Der entscheidende Schritt

Die gute Nachricht: Du kennst nun die Systematik für das Erstellen eines Positionspapiers. Die schlechte Nachricht: Du hast jetzt keine Ausrede mehr, um es weiter vor Dir herzuschieben. Wichtig dabei ist es, die Schritte auch wirklich systematisch einzuhalten und nicht wild hin und her zu springen. An welchem Schritt hast Du Dich schon mal versucht und woran hat's geklemmt, dass es nicht weiterging? Der letzte Schritt ist aber der entscheidende und er liegt nur an Dir: Anfangen!


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