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In 5 Schritten zur erfolgreichen politischen Strategie

Ihr wollt Euern Verein oder Eure Organisation endlich besser bei der Politik positionieren? In diesem Beitrag zeige ich Euch, welche Schritte hierfür notwendig sind, damit Ihr eine wirksame Strategie entwickeln könnt und Euren Interessen mehr Gehör verleiht. Einige Punkte werdet Ihr aus dem Projektmanagement bereits kennen, weshalb ich mich in diesem Beitrag auf den für Lobbyarbeit sehr spezifischen Analyseteil konzentriere.

Schritt 1: Analyse

Zu Beginn steht die Analyse. Das ist in der politischen Arbeit durchaus ein weites Feld, aber ein extrem wichtiger Grundstein für den weiteren Prozess.

 

Im ersten Schritt widmen wir uns der Issueanalyse: Dabei geht es darum das relevante Thema zu identifizieren und dazu viel Wissen und Informationen zu sammeln. Mögliche Informationsquellen sind entsprechende Sachbücher und -artikel, natürlich das Internet, andere Verbände und Organisationen, Parlamentarische Dokumente (z. B. Plenarprotokolle), Parteitagsbeschlüsse und Expert*innen. Bereits hier ist es sehr hilfreich, wenn man über ein informelles Netzwerk verfügt und darüber mal den ein oder anderen heißen Tipp erhält, nach dem man sich dumm und dämlich recherchieren kann und ihn doch nie finden wird.

 

Daran schließt sich eine Stakeholderanalyse an: Welche Akteure haben in irgendeiner Form mit unserem Thema zu tun? Wer ist eher als Gegner und wer eher als Verbündeter einzuschätzen? An dieser Stelle kann man mit einem Brainstorming starten, bevor die Relevanz und die Einflussmöglichkeiten der einzelnen Akteure bewertet wird. Wichtige Leitfragen sind in diesem Zusammenhang

  • Welcher Akteur hat einen Vorteil/Nachteil davon, wenn sich der Status Quo ändert?
  • Über welche Ressourcen verfügt der Akteur?
  • Welche Motive hat der Akteur?

So kann ich einerseits besser einschätzen, ob der Akteur mein Anliegen eher unterstützt oder verhindert. Und andererseits wie hilfreich bzw. gefährlich er mir werden kann. Da wir selbst auch gut mit unseren Ressourcen haushalten müssen, sollten wir uns auf die einflussreichen Akteure konzentrieren. Über die Motive kann man manchmal nur spekulieren, oft finden sich diese aber auch auf der Homepage des Akteurs etwa in Form von Pressemitteilungen, Positionspapieren oder Beschlüssen.

 

Abschließend folgt die Prozess- und Zeit-Analyse: Hier beschäftigt uns die Frage, in welchem Stadium des politischen Entscheidungsprozesses befindet sich eigentlich unser Thema? Damit wollen wir eruieren, wie viel für uns überhaupt noch zu holen ist oder ob eine Entscheidung unmittelbar bevorsteht und wir kaum noch Zeit haben, die Akteure von unseren Anliegen überzeugen zu können. Ein guter Anhaltspunkt dafür, in welchem Stadium sich unser Thema befindet, liefert der Policy-Circle. Das Wissen um die Verortung in diesem Prozess hilft uns, die auch tatsächlich realistischen  Handlungen vorzunehmen. So investieren wir keine Ressourcen in Schritte, die bereits abgeschlossen sind.

Schritt 2: Ziel setzen

Erst jetzt entwickeln wir Ziele und halten diese am besten schriftlich fest. Oft steht am Ende dieses Prozesses ein Positionspapier, mit dem Ihr auch ein Art Vertragswerk für die eigene Organisation schafft. Manchmal hilft es, wenn man sich hier noch einmal vergegenwärtigt, welche großen Ziele die Organisation eigentlich verfolgt, um daraus dann ganz konkrete Ziele und Maßnahmen ableiten zu können. Wem das schwer fällt, weil er neu in der politischen Sphäre unterwegs ist, dem lege ich nahe: Denk problemorientiert!

 

An dieser Stelle ist es fundamental und erfolgskritisch sehr konkret zu werden. Mit klar definierten Zielen fällt es dann sehr viel leichter die Umsetzung zu planen und das wie zu bestimmen. Außerdem wird so auch eine Erfolgskontrolle ermöglicht. Es bietet sich an die Ziele nach der SMART-Formel festzulegen:

 

Spezifisch: Die Ziele müssen konkret sein

Messbar: Die Ziele müssen überprüfbar sein
Attraktiv: Die Ziele müssen ansprechend und erstrebenswert sein

Realistisch: Die Ziele müssen möglich und realisierbar sein

Terminiert: Die Ziele müssen zeitlich befristet sein

Schritt 3: Pläne schmieden

Aufbauend auf diesen sehr konkreten Zielen kann nun ein Zeitplan erstellt werden. Dabei gilt es in erster Linie die bereits festgehaltenen Ziele in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, denn oft bauen gewisse Schritte ja aufeinander auf. In diesen Ablaufplan sollten auch politische Ereignisse eingeplant werden. Je nachdem um was es bei Eurem Anliegen geht, kann es sich dabei um ein Straßenfest handeln, auf dem Ihr Präsenz zeigen solltet oder eine Ausschusssitzung im Bundestag, vor der jedes Ausschussmitglied Euer Positionspapier erhalten haben sollte. Wie immer im Leben, so gilt auch in der Lobbyarbeit: "Life is What Happens To You While You’re Busy Making Other Plans". Bleibt also nicht zu starr an einem einmal ausgeheckten Plan kleben, sondern stellt Euch flexibel auf neue Ereignisse und Entwicklungen ein. Damit in dieser Phase auch aktuelle Informationen in Eure politische Arbeit einfließen, empfiehlt sich ein fortlaufendens Monitoring.

Schritt 4: Umsetzung

Nun geht es an die Umsetzung Eurer Pläne. Hier empfiehlt es sich eine klare Aufgabenverteilung vorzunehmen. Insbesondere wenn es direkten Kontakt zu Politiker*innen oder Angestellten in der Verwaltung gibt, sollte es eine feste Ansprechperson geben. Eventuell lassen sich größere Aufgaben noch in kleinere Unteraufgaben aufteilen. Außerdem sollte für jede Aufgabe eine Deadline festgelegt werden. Projektmanagementtools wie Trello eignen sich in dieser Phase sehr gut um die Arbeit zwischen den Teammitgliedern zu koordinieren. 

Schritt 5: Evaluation

Zum Abschluss steht wie bei jedem Projekt eine Auswertung an. Schließlich hält das nicht nur die Motivation hoch, wenn man ein Ziel erreicht hat und sich dies nochmal schwarz auf weiß vor Augen führen kann. Es hält auch wichtige Learnings für das nächste Projekt bereit. Anhand der SMART-Ziele könnt Ihr nun Eure Ergebnisse überprüfen und mit dem vergleichen, was Ihr Euch vorgenommen hattet. Wir alle wissen aber, dass es nicht nur die harten Zahlen gibt, die uns Auskunft darüber geben, wie erfolgreich ein Projekt war, sondern auch weiche Faktoren und Sideeffekts. Dies kann im Bereich der politischen Lobbyarbeit beispielsweise mit der Erweiterung unseres Netzwerkes einhergehen, mit der Awareness für bestimmte Themen in der Öffentlichkeit oder mit einer guten PR für die Organisation, die gut für das Spendenaufkommen ist oder für die Attraktivität als Arbeitsplatz. Weitere Kriterien findest Du ausführlich in diesem Beitrag.


Foto: © Frederike Coring

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