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Das war #SEND19

Letzte Woche fand die Jahreskonferenz des Social Entrepreneurship Netzwerks Deutschland (SEND) e.V. statt. Ein paar Gedanken zu den Themen, die debattiert wurden auf den Podien, in den Workshops oder im Zweiergespräch - oder nicht zum Thema wurden. Für alle, die nicht dabei sein konnten. Und zur weiterführenden Diskussion mit denen, die Teil der Konferenz waren.

Definition #SocEnt

Auf der Konferenz wurde u.a. das Thema Definition von Social Entrepreneurship diskutiert. Mit noch keinem abschließendem Ergebnis. Klar ist, dass wir allerdings eine Definition benötigen. Dies hatte ich in diesem Beitrag ausführlich erläutert. Wir fordern bei der Politik bessere Rahmenbedingungen für Sozialunternehmen in Deutschland ein. Wir müssen allerdings im Gegenzug sagen, was wir unter einem Sozialunternehmen verstehen. Sonst werden es andere für uns tun. Oder die gelebte Praxis wird zum Maßstab werden. Und wenn bessere Rahmenbedingungen winken, werden bestimmt viele andere Unternehmen auch ein Interesse daran haben, davon zu profitieren. Wir können jetzt grundlegend die Weichen stellen. Und dabei will ich nochmal in Erinnerung rufen, wofür wir diese Definition benötigen: Es dient m.E. insbesondere für den politischen Prozess. Vielleicht auch für uns selbst, wenn wir die Definition auch zum Kriterium für eine Mitgliedschaft bei SEND machen wollen. Verlieren wir diese Absichten nicht aus den Augen.

Wording #SocEnt

Eine ganz andere Frage, die beim Parlamentarischen Abend mit den MdBs Sabine Poschmann, Andreas Lenz, Dieter Janecek und Thomas Sattelberger aufkam: Sollten wir uns überhaupt als „Social Entrepreneure“ bezeichnen? „Sagen Sie doch, Sie sind die Unternehmerinnen und Unternehmer für das Gute“, plädierte Thomas Sattelberger. Und ich kann ihm nur Recht geben! Außerhalb unserer Blase können nur sehr wenige Menschen etwas mit dem Begriff anfangen. Das ist ein Problem: Für Journalist*innen ist es schwierig zu greifen und wir landen noch viel zu selten in den Medien. Für nicht fachkundige Politiker*innen ist es alles andere als niedrigschwellig in diese Materie einzusteigen. Und die fachkundigen Politiker*innen, mit denen wir zu tun haben, müssen sich den Rückhalt in der eigenen Fraktion in der Regel auch erstmal erkämpfen. Dabei sollten wir sie unterstützen. Und: Haben die Abgeordneten für uns etwas erkämpft, wie sollen sie dann diesen Erfolg an ihre Wähler*innen kommunizieren? Wie sollen sie kurz und knapp erfassen können, was die Volksvertreter*innen da eigentlich erwirkt haben?

 

Ist das ein Widerspruch zur oben eingeforderten Definition? Mitnichten!

 

Wir benötigen den Begriff - und zwar einen klar abgegrenzten Begriff! - „Social Entrepreneurship“ als Fachbegriff. Für die Kommunikation nach Außen ist er allerdings wahrlich ungeeignet und wir sollten uns auch hier ein gemeinsames Wording erarbeiten.

Lobby4Good

Ich durfte zum Thema politische Interessenvertretung einen Input halten und habe mich über die vielen Fragen und die Diskussion mit Euch in meinem Workshop sehr gefreut. Es kam deutlich heraus, dass für viele Politik noch eher ein „Urwald“ ist. Das kann ich sehr gut nachempfinden. Es ist eine eigene Welt, in die man sich erst einmal einarbeiten muss. Nutzt zum Einsteig kostenlos meinen Blog, auf dem ich viele Themen erläutere und gerne auch Eure Fragen aufgreife! Wer tiefer in die Materie einsteigen will, dem möchte ich meinen Onlinekurs bzw. Workshop ans Herz legen. Teilt mir auch gerne mit, welche Formate (MeetUps, Webinare, Facebook-Live-Sessions, oder oder oder) Ihr Euch von mir und/oder in der Kooperation mit SEND wünscht. Welche Fragen beschäftigen Euch? An welcher Stelle wünscht Ihr Euch Unterstützung? Und in welcher Form?

 

Immer wieder beobachte ich auf Veranstaltungen wie der SEND-Konferenz, dass die Anwesenden insbesondere Fragen von Finanzierung, Wirkungsmessung, Skalierung und Sichtbarkeit oder auch mal Leadership beschäftigen. Absolut nachvollziehbar. Das ist das daily business und sichert das Überleben. Gleichzeitig ist speziell SEND ein Verband zur politischen Interessenvertretung. Das kommt aus meiner Perspektive noch zu kurz. Wie können wir im Rahmen solcher Veranstaltungen uns noch mehr politischen Inhalten widmen, die wir angehen wollen? Dieses Themenfeld ist für mich mit Policy Pitch und Grundlagen-Workshop noch nicht abgedeckt. Vielleicht kann sich ein Block von Barcamps das nächste Mal komplett diesem Feld widmen — oder welche Ideen habt Ihr? Denn hierfür ist es zunächst weniger wichtig, Lobbyexpert*in zu sein, sondern Probleme in verschiedenen Politikfeldern zu sammeln und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Und wenn wir schon mal alle beisammen sind auf so einer Konferenz… 

 

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In diesem Zusammenhang kann man gar nicht oft genug auf die Studie "Wenn aus klein systemisch wird" von Ashoka und McKinsey aufmerksam machen, die unterstreicht, welches Milliardenpotenzial Sozialunternehmen in Deutschland haben. Das sind gewichtige Argumente gegenüber der Politik. Streut diese Botschaft in all Euren Gesprächen mit politischen Akteuren. Das hilft nicht nur uns, sondern auch denen, die sich für uns stark machen möchten.

Code of Ethics

Ein weiterer zentraler Punkt, den wir auf der Konferenz diskutiert haben, war die Frage: Von welchen Akteuren nehmen wir als SEND (Spenden-) Gelder an? Dazu wurde uns auch die Matrix der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) vorgestellt. Anhand von 20 Fragen kann man sich ein gutes Bild von einem Unternehmen machen. Themenfelder wie Transparenz & Mitbestimmung, ökologische Nachhaltigkeit oder die Menschenwürde werden untersucht. Und das in allen Beziehungen in denen ein Unternehmen steht. Also sowohl zu Lieferant*innen, Mitarbeitenden oder Kund*innen. Ich bin selbst GWÖ-Mitglied und halte die Matrix für eine wirklich gute Grundlage. Aber: Ich halte sie vor allem für eine gute Grundlage, an der sich die Politik orientieren sollte, um entsprechende Rahmenbedingungen festzusetzen. Wir als SEND stehen meiner Meinung nach vor anderen Herausforderungen und haben weder die Aufgabe noch die Legitimation solche Entscheidungen zu treffen. Wir benötigen für unsere Arbeit Ressourcen. Welches Geld ist so moralisch einwandfrei, dass wir es reinen Gewissens annehmen können? Staatliche Gelder? Auch die sind u.a. durch Waffenexporte zustande gekommen. Ich wünsche mir als Mitglied, dass wir uns mit unseren Kooperationspartner*innen glaubwürdig auf den Weg machen und sie ein echtes Interesse daran haben gemeinsam mit uns zu wirken. Dass sich dieses „auf dem Weg machen“ transparent nachvollziehen lässt und mit der Zeit belegbare Ergebnisse zeigt. Dann mache ich mich gerne mit verschiedenen Akteuren auf den Weg in eine enkeltaugliche Wirtschaft. Ich glaube, niemand hat etwas davon, wenn wir mangels Ressourcen nicht an einer besseren Welt (weiter-) arbeiten können, uns dafür aber moralisch im Recht fühlen können. Natürlich können wir rote Linien ziehen. Die GWÖ-Matrix kann uns helfen, das Feld dahingehend abzustecken.

Vorstand & Regionalgruppen

Zum Abschluss noch zwei Gedanken zur Satzung und den Vorstandswahlen im November:

  1. Ich halte den Vorschlag zur Satzungsänderung, dass nur Social Entrepreneurs als Organisationen und nicht als Privatperson ein aktives Stimmrecht haben, für richtig. Wie gesagt: Wir sind ein Lobby-Verband und sollten in erster Linie eine Branche vertreten. Nicht engagierte Individuen.
  2. Ich finde es aber auch richtig, dass Privatpersonen weiterhin in den Vorstand gewählt werden können und finde das vor allem deshalb charmant, weil hier unabhängig von Eigeninteressen als Unternehmer*in gewährleistet ist, dass das Vorstandsmitglied tatsächlich die Branche vertritt — und nicht das eigene Unternehmen. Übrigens auch ein zu beachtendes Kriterium für die Leitung von Regionalgruppen.

Danke.

Danke, danke, danke für das unglaublich engagierte SEND-Team — haupt- wie ehrenamtlich!

 

Es war eine super organisierte Konferenz, kurzweilig, mit Liebe zum Detail und vielen wichtigen Themen. Ich freue mich, Teil dieser Community zu sein, die ihre Werte auch tatsächlich lebt. Das wird an solchen Tagen extrem spürbar. Bis zum nächsten Mal!

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