· 

Fit für den Wahlkampf: Die optimale Vorbereitung und Entwicklung kritischer Fragen

Ich stelle Euch in dieser Woche jeden Tag einen relevanten Punkt vor, der Euch fit für den Wahlkampf macht. So ist Euch der Impact garantiert. Ich habe bereits etwas über Ziele, das passende Format und die idealen Gäste geschrieben. Heute geht es um Euch und eine gute Vorbereitung. Dieser Artikel zielt vor allem auf eine mögliche Podiumsdiskussion ab, hilft Euch aber auch weiter, wenn Ihr Fragen für die Wahlprüfsteine formulieren wollt.

1. Das aktuelle Wahlprogramm

In einem ersten Schritt solltet Ihr die Wahlprogramme der Parteien beschaffen, die Ihr anfragen möchtet. Die gibt es heutzutage alle online auf der Homepage der Parteien. Als nächstes steht ein Screening des recherchieren Materials an, selbstverständlich nur zu Euren relevanten Themen. Erstellt einen Bericht, der diese Punkte umfassen sollte:

  • Welche Standpunkte haben die Parteien dazu und was sind Ihre Konzepte, die sie dazu gerne umsetzen möchten?
  • Welches Welt- und Gesellschaftsbild verbirgt sich hinter diesen Vorschlägen?
  • Mit welchen Nebenwirkungen wäre bei der tatsächlichen Umsetzung dieser Vorschläge zu rechnen?
  • Was lässt das Konzept offen? Es ist immer auch interessant, was nicht gesagt wird.

Beispiel: Forderung nach einer "besseren Radinfrastruktur" oder "Förderung des Radverkehrs".

Was genau versteht die Partei unter "besser" und "Förderung"? Eine Auffrischung der Fahrbahnmarkierung? Was verbessert sich dadurch tatsächlich? Welche Probleme existieren dadurch weiterhin? Oder breitere Radwege? Vielleicht sogar mit einer Abtrennung zur Autofahrspur? Das bedeutet, dass an anderer Stelle Platz weggenommen werden muss, denn es ist ja nicht plötzlich mehr Platz vorhanden. Wo soll der Platz weggenommen werden? Bei den Fußgängern oder bei den Autos? Bei beiden? Wird das benannt oder offen gelassen?

 

Ein Recherchebeispiel anhand der vergangenen Bundestagswahl:
Die SPD hatte in ihrem Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2017 die Förderung sozialer Innovationen angekündigt (S. 33):

Screenshot SPD Wahlprogramm 2017, S. 33
Screenshot SPD Wahlprogramm 2017, S. 33

2. Das letzte Wahlprogramm

In einem zweiten Schritt ist zu recherchieren, welche Projekte in Eurem Themenbereich im letzten Wahlprogramm oder Koalitionsvertrag angekündigt waren. Und ob und wie diese umgesetzt wurden. Außerdem empfehle ich, das Abstimmungsverhalten der Fraktionen zu Euren Themen in den Parlamenten abzugleichen. Auch das findet Ihr online. So entsteht ein guter Abgleich: Was wurde gesagt und wie wurde tatsächlich gehandelt? Dies bildet eine faktenbasierte Grundlage, um geeignete Fragen zu erarbeiten und ggf. immer wieder kritisch im Gespräch nachzuhaken.

 

Zurück zu unserem Beispiel: Bereits im Koalitionsvertrag 2013 zwischen CDU, CSU und SPD 2013 hatte sich die Große Koalition auf eine Förderung Sozialer Innovationen geeinigt (S. 78):

Screenshot Koalitionsvertrag 2013, S. 78
Screenshot Koalitionsvertrag 2013, S. 78

Auf der Internetseite des Bundestages lässt sich recherchieren, dass zu dem Thema in der vergangenen Legislaturperiode gar keine Abstimmung stattfand. Daraus lässt sich schließen, dass das Thema nicht parlamentarisch bearbeitet wurde. Der Ankündigung sind keine handfesten politischen Maßnahmen gefolgt. Daraus lassen sich faktenbasierten Fragen entwickeln und die Podiumsgäste können mit ihrer Ankündigung und dem Handeln konfrontiert werden, z.B.: "Sie kündigen die Unterstützung sozialer Innovationen an. Dies war bereits im letzten Koalitionsvertrag festgehalten. Allerdings erfolgten daraus keine politischen Maßnahmen. Wie wollen Sie das für die nächste Legislaturperiode sicherstellen?"

Screenshot bundestag.de
Screenshot bundestag.de

3. Eure eigenen Standpunkte

Weitere Fragen ergeben sich aus Euren eigenen Standpunkten, Visionen und Konzepten. Nur so könnt Ihr in Erfahrung bringen, wie die verschiedenen Parteien zu Euren Forderungen stehen und welche Priorität diese Themen genießen.

 

Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Wie genau sollten soziale Innovationen aus Eurer Sicht unterstützt werden? Werdet hier so konkret wie möglich.

4. Öffentlichkeitsarbeit

Neben der inhaltlichen Vorbereitung, ist auch das Thema Öffentlichkeitsarbeit mit zu denken. Dazu zählt, dass Ihr das Event ausreichend bewerbt und für einen gut gefüllten Veranstaltungssaal sorgt. Es ist für Euch sehr peinlich, wenn Ihr mit 5 Gästen vor 10 Zuschauer*innen sitzt. Idealerweise stellt Ihr auch die Anwesenheit von Medienvertreter*innen sicher. Das können im Zweifelsfall auch Blogger*innen sein. Und richtet zusätzlich einen Facebook-Livestream ein. Lobbyarbeit sollte als Beziehung verstanden werden und ist keine Einbahnstraße: Die Politiker*innen können Euch bei der Verwirklichung Eurer Interessen unterstützen und Ihr könnt Ihnen den Zugang zu Menschen außerhalb ihrer eigenen Filterblase anbieten. Wenn Ihr Eure Relevanz als politischer Akteur verdeutlichen wollt, gehört dazu außerdem eine gewisse Anzahl an Menschen.

5. Moderation

Eine Gesprächsrunde lebt natürlich von einer gewissen Pfiffigkeit der Moderation und einem guten Umgang mit Gästen und Publikum. Allerdings möchte ich hier Folgendes zu bedenken geben: Ich empfehle Euch, lieber jemanden von Eurer Organisation als Moderator*in einzusetzen und keinen Profi dafür zu engagieren. Schließlich wollt Ihr ja mit dieser Veranstaltung den Kontakt zu Euren Gästen pflegen. Da solltet Ihr diesen direkten Kontakt dann nicht an einen Profi, der Anonymität reinbringt, abgeben und damit letztlich verschenken. Außerdem geht es bei solch einer Veranstaltung die ganze Zeit um Inhalte und Detailtiefe. Das ist keine Unterhaltungssendung. Und wer kennt die Inhalte besser als Ihr selbst? Nur so sind kritische Rückfragen möglich, auf die Ihr auch in Zukunft Bezug nehmen könnt.

 

Der inhaltliche Austausch stellt außerdem ein wichtiges Learning für Euch dar. Weshalb ich auch eine Dokumentation und Nachbereitung des Events empfehle. Dazu morgen mehr auf meinem Blog!


Mit meiner Checkliste "Fit für den Wahlkampf" hast Du auf zwei Seiten eine kompakte Übersicht zu allen Punkten, die Dich in Wahlkampfzeiten hinsichtlich Planung, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung unterstützen werden. Ich sende sie Dir gerne kostenlos als PDF zu.

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0